Gemischte Kunststoffsammlung, ja oder nein?

Ende September 2016 lud das Amt für Umweltschutz und Energie des Kantons Basel-Landschaft die zuständigen Gemeinderäte zu einer informativen Tagung zum aktuellen Thema Kunststoffsammlung ein. Das Amt reagierte damit auf den neuen Trend in den Gemeinden, besonders auch auf Wunsch der Bevölkerung Kunststoffe zu sammeln.

Es gibt verschiedene Anbieter, die Sammlungen organisieren und die Kunststoffe auf zum Teil nicht bekannten Wegen verwerten und erhebliche Anteile der Verbrennung zuführen. Auch wir erhalten immer wieder Offerten. An der Informationsveranstaltung wurden durch den breiten Horizont der Redner und Rednerinnen verschiedenste Gesichtspunkte beleuchtet. So gab es Präsentationen der Ämter (Kanton und Bund), eines Spezialisten für Ökobilanzen (Carbotech AG), der Industriellen Werke Basel (Kehrichtverbrennung), des Gemeindeverbundes für Abfallentsorgung des Kantons Zug und der Gemeinde Allschwil.

Der Abfallentsorgungsverbund des Kantons Zug hat bereits vor 15 Jahren angefangen, Kunststoffe zu sammeln. Aus den Erfahrungen verschiedener Phasen kommt er heute zum Schluss, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nur Sinn macht, den Kunststoff getrennt zu sammeln. Getrennt sammeln heisst: die Einwohnerinnen und Einwohner bringen den Kunststoff an einer betreuten Sammelstelle vorbei und eine Fachperson sortiert diesen.

Das grosse Problem der Sammlung liegt in der Vielfalt der Kunststoffe. Es gibt neun durch Prägungen gekennzeichnete Kunststoffarten, weitere nicht deklarierte Andere sowie Verbundpackungen und -teile. Der reinste Kunststoff ist PET (Polyethylenterephthalat). Aus PET können eins zu eins erstklassige Waren wieder hergestellt werden. Beim PET ist der ökologische Nutzen der Sammlung unbestritten. Für die anderen Kunststoffe ist die Sache leider viel komplizierter. Neue Produkte können nicht aus einer Mischung verschiedener Kunststoffarten hergestellt werden, weshalb sie zwingend getrennt werden müssen. Bei der nachträglichen Trennung der Gemischtsammlung entstehen 40% Abfall und 60% wieder verwendbares Gut. Von diesen 60% sind aber nur 10 % hochwertige Kunststoffe, aus denen auch wieder hochwertige Produkte hergestellt werden können.

Die Wiederverwertung von Kunststoffen ist mit vielen Transporten und entsprechenden Belastungen der Umwelt verbunden. So muss der Kunststoff, der z.B. in Allschwil gesammelt wird, zuerst zwischengelagert werden. Danach wird er auf der Strasse ins Welschland zur Sortierung gebracht und von dort aus geht es per Lastwagen weiter nach Frankreich in ein Kunststoffwerk.

Bei der ökologischen Beurteilung des Recyclings von Kunststoffen müssen auch die Emissionen der Transporte, der Energie- und Wasserverbrauch im Recyclierungsprozess sowie die Qualität der Filterung und Wärmeverwertung der Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) berücksichtigt werden. Zudem brauchen KVAs auch brennbares Material im Abfall. Fehlt Brennmaterial im Abfall, wird es durch Gas oder Erdöl ersetzt.

Um bei der gemischten Kunststoffsammlung einen ökologischen Nutzen zu erreichen, müsste die ganze Abwicklungskette von der Sammlung bis zur Neuherstellung in der Schweiz liegen. Zudem stellt sich das Problem der Abfallverschiebung. Werden die Kunststoffsammlungen weiter florieren, führt dies zu einer Fehlmenge beim Haushaltsabfall in den schwarzen Säcken (Schwarzabfall). Da die Infrastruktur für die Entsorgung des Schwarzabfalls die Gleiche bleibt, sich aber der Erlös verringert, werden die Gebühren zukünftig steigen. Gemischte Kunststoffsammlung gibt ein gutes Gefühl, für die Umwelt etwas getan zu haben und lässt am Ende des Monats einige Rappen mehr im Portemonnaie. In Wirklichkeit ist es aber zum Teil eine Abfallverschiebung und eine Verschiebung von Umweltbelastungen. Die Kunststoffsammelsäcke sind günstiger als die Marken für den Schwarzabfall. Damit die Gesamtbilanz rechnerisch aufgeht, müssten sie mindestens den gleichen Preis haben.

Fazit
Die Abnehmer und einige Gemeinden stellen den ökologischen Nutzen der Kunstsammlung in zu rosigem Licht und zu wenig kritisch dar. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Nutzen für die Umwelt nicht erwiesen und die Gesamteffekte durch den Energieverbrauch und Schadstoffausstoss bei den Transporten und die Umweltbelastungen im Recyclierungsprozess können sogar negativ sein. Ein wichtiger Punkt ist die Kehrrichtverbrennung. Die KVA Basel hat im schweizerischen Vergleich die besten Werte im Bereich Umweltbelastung und nutzt einen hohen Anteil der Verbrennungswärme in der Fernheizung. In unserer Region ist das Verbrennen von Kunststoffabfällen deshalb ein ökologisch vertretbarer Weg. In anderen Regionen kann die Beurteilung anders ausfallen. Da der ökologische Nutzen der Kunststoffsammlung zur Zeit fraglich ist, rät der Kanton, vorläufig abzuwarten. In den nächsten Jahren wissen wir mehr und die ökologische Bilanz des Sammelns kann sich z.B. durch vollautomatische Sortieranlagen und das Etablieren von Unternehmen für die Produktion von Kunststoffrecyclingprodukten in der Nähe verbessern. Wegen des fraglichen ökologischen Nutzens bietet Lauwil vorläufig keine gemischte Kunststoffsammlung an.

Für den Gemeinderat
Peter Erni und Thomas Mosimann

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